Finiis Worte hallen nach, doch Vidals Traum motiviert unsere Katja mehr. Und so finden wir unsere junge Portaltechnikerin nachts in einem fremden Firmensitz wieder. Katja, was tust Du?


„Was ist denn jetzt Katja!? Bist Du so gut wie alle sagen, oder war das nur heiße Luft?“

Katja ließ sich von dieser Pseudo-Soldatin nicht die gute Laune verderben. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie Vidals Körper spüren, wie sie von ihr benutzt wurden, wie Vidal ihre Saiten zum klingen brachte. – Echt professionell, Katja. – Schallte ihre innere Stimme dazwischen.

Sie konzentrierte sich wieder auf das Foto. Ein Tresorraum irgendwo in Sharrirakur. Sie musste die Adresse nicht wissen. Sie brauchte lediglich die Entfernung und das räumliche Vorstellungsvermögen. Ein paar Einstellungen am Portalgenerator und die Kraft durchströmte Katja. Ließ ihren Geist davon treiben zu dem Raum der zum Ziel des Regenbogenportals werden sollte. Sie steigerte die Kraft und aus einem Glitzern in der Luft wurde ein Ring aus Regenbogenfarben, der sich langsam weitete und den Blick in den Ort freigab, den Katja vor wenigen Minuten noch auf dem Foto gesehen hatte.

Die Magie, oder der Äther wie man sie auch nannte, fühlte sich gut an. Wie ein kühlender Bach an einem heißen Sommertag, der durch ihre Adern ran, glitt die Kraft durch ihre Finger, strömte zum Portal und kräftigte den Ring.

„Was machst Du denn da?“, zischte die Sneef in Tarnkleidung, die sich Jane Doe, nannte. Wenn die Fühler einer Sneef überhaupt böse blicken konnten, dann die von Jane.

Das Portal war zu groß geworden. Sie hatte zu viel Energie in den Ring geleitet. Was war nur los? Warum war sie so unkonzentriert? Ein großer Ring konnte von Technikern aufgespürt werden. Ein großer Ring konnte Möbel und ganze Häuser desintegrieren.

„…tschuldige…“ nuschelte Katja und reduzierte den Ring und beide schlüpften hindurch.

Schon als Katja den dicken Teppich betrat wusste sie, dass etwas nicht stimmte. Jane trat an ihr vorbei, während das Portal hinter ihnen zusammenbrach. Sie blickte auf die letzten Funken die vom Ende des Portals kündeten. Warum war das Portal zusammengebrochen? Hatte sie doch zu wenige Energie investiert? Hatte Jane einen Smaragd dabei?

„Hey Technikerin. Hier spielt die Musik.“

Katja wand sich Jane zu. Sie deutete auf eine massive Stahltür. Kreisrund mit riesigen Scharnieren und Bolzen verschlossen.

Sie funkelte Jane an. „Das ist menschlich und noch dazu mechanisch, Jane!“

„Ja. Und Du sollst ihn öffnen, Technikerin.“

„Dazu braucht es eine Magierin. Hättet ihr das nicht vorher erwähnen können?“

„Du hast doch Magie.“

„…für das Portal, ja. Aber wenn ich die Kraft jetzt für dieses Eisenschwein ausgebe, sitzen wir hier ne ganze Zeit fest!“

Die Pseudosoldatin drehte sich zu ihr um. Die Schalldämpferpistole in ihrer Hand war weniger Pseudo und zeigte deutlich in Katjas Richtung. Ihr brach der Angstschweiß aus.

„Wenn Du den Safe nicht öffnen kannst, bist Du wertlos für mich, Technikerin.“

„Halt die Kanone woanders hin, Jane. Ich mach ja den Safe auf. Aber dann musst Du dich um unseren Fluchtweg kümmern.“

„Um unseren Fluchtweg kümmern wir uns, wenn es soweit ist.“

Katja drehte sich zur Stahltür. Sie stellte sich dicht davor, um wirklich alle Zylinder hinter den Stahlplatten zu erkennen.

„…Du bist mit der Vidal zusammen?“ stellte Jane nach einer geraumen Stille in den Raum.

„Woher…?“

„Die Aktion mit der Asperih Statue ist heute noch Stadtthema. Die Bürgermeisterin hat ein Kopfgeld auf Vidal ausgesetzt.“

Katja fror in der Bewegung ein.

„Kein Sorge. Ist zu gering.“

Katja blickte Jane in die Augen. Da war etwas, was ihr richtig Angst machte.

„…aber Du solltest sie los werden. Dein Job ist es, unter dem Radar zu arbeiten. Vidal ist ein Problemmagnet.“

„Halt die Schnauze, Jane. Du bist nicht meine Therapeutin und weder meine Fionin, noch Fionon.“

Wütend konzentrierte Katja sich wieder auf die Zahnräder und Hydraulikschläuche. Ihre eigene Magie war bei weitem so stark, wie die des Generators. Der Fluss war bei ihrer eigenen Kraft ein kühlender Hauch. Doch er reichte aus. Mit ihren Fühlern blickte sie durch die Stahlplatte auf das Gewirr der Zahnräder. Da sah sie den Blockierstift. Eine Verriegelung, die nur durch den richtigen Schlüssel und die richtige Zahlenkombination angehoben wurde… oder durch Magie… Ihre Macht, wie ein Nebelschleier, kroch durch die Panzerplatte, sammelte sich unter dem Blockierstift und hob ihn an. Sie griff mit ihren Fingern nach dem Drehrad, das die Sperr-Riegel in die Tür zurück schob und entriegelte die Tür.


Scheint eine leichte Aufgabe zu werden. Wenn da diese gefährliche Sneef nicht wäre…

Jane kennt also Vidal und würde sie kaltlächelnd ausliefern, wenn der Preis stimmt. Tolle Neuigkeiten für Katja. Dieser Jane war einfach nicht zu trauen. Mal sehen, was diese Jane noch so im Schilde führt.

Freut euch auf nächsten Sonntag.


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