Was Katja liebt? Komplexe Maschinen, gefährliche Kerne – und Frauen, die ihr den Verstand rauben.
Doch dieser Morgen bringt eine Überraschung, die selbst sie nicht berechnen konnte.


Die Tür quietschte leise auf, als Katja sich gerade über den halb geöffneten Gehäusekern des Rex 7.22.8 beugte. Der Raum roch nach warmem Metall, kaltem Tee, Zigarettenrauch und einem Hauch von Vidal – immer noch, obwohl sie das Nest vor einer Stunde verlassen hatte. Katja schob ihre Fühler leicht zurück, irritiert vom plötzlichen Luftzug.

„Finii?“

Ihre Stimme war zwischen Überraschung und Unmut angesiedelt, doch es blieb beim Namen. Die Siebzehnjährige trat zögernd ein, mit glänzenden Augen, einem Rucksack über der Schulter und einem Ausdruck, der irgendwo zwischen Trotz und Stolz rang.

„Mama hat gesagt, ich soll das lassen, aber ich musste dich einfach sehen,“ begann Finii. „Ich… wollte in die Gilde. Die Farbengarde meine ich. Und da wollte ich dich fragen…“, ihr Blick fixierte den Ätherkern zwischen Katjas Beinen. „Ist das ein Rex 7.22.8 in deinem Schoß?“

Katja blinzelte, dann schnaubte sie trocken.

„Verdammt richtig erkannt. Und er war eine echte Zicke. Hab ihn aus’m Schrott gezogen und auf 77,4 gebracht. Die Werkstatt behauptet, mehr als 62 Prozent Wirkungsgrat wäre nicht drin gewesen.“

Sie klang stolz, obwohl sie es herunterspielte. Dann wurde sie ruhiger.

„Du bist echt hierhergekommen? Allein? Nach Sharrirakur?“

Finii nickte. Katja seufzte.

„Die Garde kann richtig mies sein, Finii. Ehrlich. Da geht’s nicht um Kameradschaft, sondern wer mehr durchhält. Aber wenn du’s willst – ich steh hinter dir. Immer.“

Finii sah sich im Raum um. Die kleine Wohnung war singletypisch. Überall lag Werkzeug, magische Speicher, von unterschiedlicher Qualität, mehrere Handmonitore, die Fluktuationskurven des Rex zeigen, zwei halb getrunkene Teetassen, voller Aschenbecher, Unterwäsche… auf dem zerwühlten Bett glitzerten zwischen Decke und Kissen ein paar Dinge, die Mama sicher nicht als Deko durchgehen lassen würde.

„Wilde Nacht gehabt? Mama hat nichts von einer festen Freundin erzählt.“

Katja lachte leise, doch ihre Augen blieben weich.

„Du meinst unsere Fionon?“

„Ich finde den Erdenbegriff ganz nett.“

„Vidal war hier. Und ja… wild war’s. Aber fest ist daran nichts. Sie bleibt nie lange.“

Ein Moment der Stille. Dann fragte Finii: „Du hast früher alle verjagt. Warum nicht sie?“

Katja wurde ernst. Ihre Stimme sank.

“ Mit Vidal ist’s… keine Ahnung. Sie ist halt wie’n Sturm. Und es fühlt sich gut an. Sie reißt mich mit,… sie reißt mich um…“

Sie wirkte plötzlich verletzlicher, kleiner.

„Mit den Anderen hab ich gespielt. Mit ihr… bin ich komplett. Ich weiß, dass sie mir das Herz brechen wird. Aber solange es schlägt, wenn sie da ist… lass ich sie nicht gehen. Auch wenn sie Pistolen, Gewalt und Unterweltgeschäfte bedeuten kann.“

Finii runzelte die Stirn.

„Pistolen. Unterwelt. Du… du redest nicht wirklich von Mafiageschäften, oder?“

Katja schwieg. Dann, ehrlich:

„Ich bin in was reingeraten. Wollte helfen, überleben. Vielleicht glänzen. Und plötzlich stand ich da, Tür auf, Waffe hinter mir. Ich hab niemanden getötet. Noch nicht. Aber ich hab Türen geöffnet, durch die Leute nicht mehr zurückkamen.“

Sie blickte Finii an. Müde. Klar.

„Wenn du Glück hast, wirst du nie verstehen, warum ich manchmal keine Wahl hatte.“

Finii senkte den Blick, dann hob sie ihn wieder. Fest.

„Ich könnte nie für Verbrecherinnen arbeiten. Aber ich will die Portalmagie trotzdem. Und morgen werde ich mich in der Gilde einschreiben. Maschinen. Magie. Das bist doch du auch, oder? Nicht das Chaos.“

Katja nickte. Langsam. Ihr blick fiel kurz auf das ungemachte Bett. Dann deutete sie auf das Sofa.

„Schnapp dir ne Decke. Sofa ist deins. Wenn du morgen zur Gilde gehst, bring ich dich hin.“

Finii grinste.

„Und wenn die Vidal blöd kommt, ruf mich. Ich reiß der Kleinen den Arsch auf.“

Katja lachte laut auf.

„Du bist echt ne Granate.“

Sie machten sich bettfertig. Der Rex 7.22.8 flackerte leicht – instabil, aber warm. Wie alles in ihrem Leben.

Katja sah zu Finii, die sich mit einem Seufzer in die Decke wickelte. Noch hatte sie keine Ahnung, worauf sie sich einließ. Vielleicht war das gut so. Vielleicht war das sogar der Punkt. Und vielleicht konnte sie ihrer Schwester helfen, eine bessere Technikerin, eine bessere Sneef zu werden.


Wer braucht schon Moral – wenn es um Äther, Generatoren und Leidenschaft geht?
Aber was, wenn plötzlich die kleine Schwester auftaucht?
Mal sehen, ob Katja ihr einen besseren Start liefern kann, als sie selbst je hatte.
Wir erfahren es – nächsten Sonntag.


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